Redebeitrag des Fraktionsvorsitzenden Bernd Litzinger zum Tagesordnungspunkt Waldbewirtschaftung der Gemeindevertretersitzung am 21.09.2020 -Begründung des Ergänzungsantrages-

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Waldbegang der Mandatsträger, der erst kürzlich unter Beteiligung von Hessen Forst stattgefunden hat, stand deutlich unter dem Zeichen der sich stetig vollziehenden Klimaveränderung, die mit zunehmenden Durchschnittstemperaturen einhergehen. Bei diesem Waldbegang hatte ich die Fachleute von Hessen-Forst u. a. darauf angesprochen, inwieweit eine Naturverjüngung, wie sie mittlerweile vielerorts in Deutschland praktiziert wird, auch für den Beselicher Wald umsetzbar wäre.

Die CDU hat dieses Thema dann auch wahltaktisch geschickt direkt aufgegriffen und diesen hier vorliegenden Antrag formuliert. Ich kann nur hoffen, dass die Intension, die dieser Antrag auf den ersten Blick suggeriert, von der CDU auch ernst gemeint ist und nicht nur ein grünes Mäntelchen sein soll.

Ungeachtet dessen wird unsere Fraktion diesen Antrag auf jeden Fall grundsätzlich unterstützen, denn im Gegensatz zu Anpflanzungen im großem Maßstab hat die sogenannte Naturverjüngung von Waldbeständen, bei der sich aus der selbstständigen Saat umstehender Bäume ein neuer Jungbestand entwickelt, zumindest in Teilbereichen massive ökologische und wirtschaftliche Vorteile.

Die Naturverjüngung erfolgt nahezu zum Nulltarif. Es fallen weder Kosten für das Pflanzmaterial, noch für die Pflanzung an. Allerdings muss auch die Naturverjüngung gepflegt werden. Voraussetzung für die Naturverjüngung ist das Vorhandensein geeigneter Samenbäume, wie sie vor allem in einem Mischwald zu finden sind.

Die Vorteile scheinen auf der Hand zu liegen:

  • Geringere Pflanz- und Saatkosten
  • Weniger Störung des Ökosystems
  • Kein Pflanzschock aufgrund des bestehenden Schutzes durch Altbäume
  • Optimalere Standortanpassung
  • Schnellere Erholung der Waldflächen

Ein großes Ziel sollte es sein, den schonenden Umgang mit dem Wald zu vertiefen, indem mehr Flächen außer Bewirtschaftung gesetzt werden, denn die Holzwirtschaft lohnt sich immer weniger, wie wir erkennen müssen.

Dennoch gibt es am CDU-Antrag etwas zu bemängeln, denn er will es ausschließlich dem Gemeindevorstand und Hessen-Forst überlassen, welche Maßnahmen künftig zu ergreifen sind. Dies halten wir für falsch, denn wir als Mandatsträger sind diejenigen, die entscheiden sollten, welche Ziele erreicht werden müssen. Die Antwort, auf welche Weise die Ziele erreicht werden können, kann uns allerdings nur der Fachmann liefern.

Dazu wäre es aber notwendig gewesen, dass man den auf 10 Jahre angelegten Forsteinrichtungsplan in Zusammenarbeit mit der Gemeindevertretung aufgelegt hätte. Der Zehnjahresplan wurde erst im März 2019 neu verabschiedet, wie gesagt leider ohne Beteiligung der Politik. Dabei werden dort die Zielvorgaben für die Zukunft formuliert. Unter anderem ist in diesem Plan anhand eines Diagramms auch erkennbar, wo wir im Vergleich zum landesweiten Hessendurchschnitt in Bezug auf

  • Natur und Landschaftsschutz
  • Bodenschutz
  • Wasserschutz
  • Klima- und Immissionsschutz
  • Erholung
  • Natura 2000-Gebiete usw.

stehen.

In vielen der genannten Punkte liegen wir beispielsweise weit hinter dem Landesdurchschnitt zurück. Es ist daher m. E. dringend zu klären, in welchen Bereichen wir eine Veränderung anstreben sollten. Es liegt somit an uns, klar zu definieren, wohin die Reise gehen soll.

Nicht zuletzt hat der Forsteinrichtungsplan auch direkten Einfluss auf das Jahresergebnis Kostenstelle Forst, über das wir später an anderer Stelle noch abstimmen sollen. Insofern möchte ich wie bereits auch in der HFA-Sitzung nochmals deutlich machen, dass der Zehnjahresplan im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsplan Forst diskutiert werden muss, ganz einfach deshalb, weil das Eine das Andere bedingt.

Wir sollten also unbedingt davon wegkommen, Jahr für Jahr über die Kostenstelle abzustimmen, ohne vorher die Voraussetzungen dafür abgestimmt zu haben.

Um die Diskussion, die in der HFA-Sitzung von der CDU noch abgeblockt wurde, in Gang zu setzen, beantrage ich ergänzend.

 

Ergänzungsantrag:

 

Die Gemeindevertretung möge beschließen, die Zielvorgaben des Forsteinrichtungsplans neu zu definieren und den Gemeindevorstand gegebenenfalls mit der Umsetzung notwendiger Schritte zu beauftragen.

Ferner möge die Gemeindevertretung den Verweis in den HFA beschließen, in dem die Zielvorgaben dann final erarbeitet werden sollen.

Beslich liegt in einigen Kategorien unter dem Landesdurchschnitt. Ziel der Bürgerliste ist es daher, den Landesdurchschnitt in allen nachfolgend aufgeführten Bereichen zu übertreffen.