Beselich
Ornamentierte spätmittelalterliche Fliesen im Kloster Beselich
Von Norbert Bandur
Im Landkreis Limburg-Weilburg wurden an sieben Orten, namentlich in Beselich, Hadamar, Runkel, Gnadenthal, Elkerhausen, Dehrn und Limburg ornamentierte mittelalterliche Fliesen nachgewiesen.
Sie haben die Form eines Quadrates mit einem flächenfüllenden tiefgeprägten Linienmuster. Dabei konnte es sich um tierische, florale oder geometrische Darstellungen handeln. Diese wurden mit Keramikmodeln in den weichen Ton gedrückt.
Eine umfangreiche Produktion dieses keramischen Bodenbelages begann gegen Ende des 12. Jahrhunderts hauptsächlich in Frankreich. Hierbei, und bei der Verbreitung dieser Art des Schmuckfußbodens, spielte der Zisterzienserorden eine maßgebliche Rolle, weswegen diese Fliesen auch als Zisterzienserfliesen bezeichnet werden.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Herstellung von keramischen Fliesen nicht nur in Frankreich, sondern auch in England, den Niederlanden und Deutschland entlang des Rheins fest etabliert. Im Kloster Eberbach entstand eine Manufaktur, die über den eigenen Bedarf hinaus auch andere Klöster belieferte. Aus keinem anderen deutschen Kloster sind derartig viele Musterbildungen bekannt, wie aus Eberbach. Auch die in Beselich gefundenen Fliesen kommen von dort.
In der Hadamarer Liebfrauenkirche (Totenkirche) konnten 19 verschiedene Muster gezählt werden. An zweiter Stelle im Landkreis Limburg-Weilburg kommt die Klosterkirche in Beselich mit 7 verschiedenen Ornamenten.
Zusätzlich finden sich aber noch Plattenmosaikfliesen, auch Schnittwerkfliesen genannt. Diese tauchten etwa um die Jahrtausendwende auf und waren die früheste Form der Tonfliese. Sie hatten in der Regel keine eingeprägte Ornamentik, dafür aber unterschiedliche Farben und Formen, die zu geometrischen Mustern – z.B. einer Rosette mit sternförmigen Zacken - in einem schachbrettartigen Farbwechsel verlegt waren. Die Verlegung von Mosaikfliesen und ornamentierten Fliesen in ein und demselben Bauwerk erklärt sich aus der Bauzeit der Klosterkirche von 1170 bis 1230. Es ist zu vermuten, dass man zunächst mit der einen Sorte begann und mit der anderen Sorte endete.
Literatur: Zum Thema gibt es ein dreibändiges Werk von Eleonore Landgraf „Ornamentierte Fliesen des Mittelalters“ (Stuttgart 1993). Hier sind auch die meisten der in Beselich gefundenen Fliesen abgebildet und beschrieben. Es kann in der katholischen Pfarrbücherei in Obertiefenbach ausgeliehen werden.